Active Directory

Sicherheit im Windows Active Directory: 7 Experten-Tipps

Die Cybersecurity-Landschaft hat sich im Jahr 2022 dramatisch verändert. Laut dem Kaspersky Security Bulletin (KSB) gab es einen Anstieg von 5 Prozent bei Malware und einen Anstieg von 181 Prozent bei Ransomware im Vergleich zum Vorjahr 2021. Das sind durchschnittlich etwa 400.000 Malware-Dateien pro Tag oder fast 5 Schädlinge pro Sekunde.

Diese alarmierenden Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit, die Sicherheit in Ihrem Windows Active Directory (der Einfachheit halber hier und im Folgenden als Active Directory bezeichnet) zu stärken, da diese weitverbreitete Technologie als zentralisierte Verwaltung von Benutzerkonten, Computern und anderen Ressourcen in nahezu jedem Unternehmen genutzt wird.

Insbesondere aufgrund der zentralen Bedeutung für Benutzerauthentifizierung, Rechte- und Gruppenrichtlinienmanagement, Verwaltung und Strukturierung von u.a. auch Netzwerkdiensten und -Bestandteilen ist das Active Directory oft im Fokus von Sicherheitsangriffen, Benutzerrechteausweitungen und dem Versuch von unberechtigten Zugriffen auf Daten und Informationen.

Ein Active Directory hilft ihre IT-Infrastruktur zu organisieren und zu kontrollieren, was zu verbesserten Betriebsabläufen und erhöhter Produktivität führt.

In diesem Artikel werden wir sieben Experten-Tipps vorstellen, die Ihnen dabei helfen können, das Active Directory besser gegen Angriffe zu schützen.

Was ist Active Directory Security?

Active Directory-Sicherheit ist ein wichtiger Bestandteil Ihres Cybersecurity-Programms. Eine solide Active Directory Sicherheitsstrategie ist ein wesentlicher Bestandteil der IT-Sicherheit und unterstützt Sie dabei, sensible Daten, Anwendungen, Systeme, Zugangsdaten von Benutzern und andere Netzwerkkomponenten vor potenziellen Übergriffen zu schützen.

Cyber-Security in Unternehmen

Experten-Tipps für mehr Sicherheit im Active Directory

Wenn es um die Sicherheit im Active Directory (AD) geht, gibt es einige Experten-Tipps, die Sie unbedingt kennen sollten. Diese Tipps helfen Ihnen, Ihr Active Directory sicherer zu machen und potenzielle Sicherheitsrisiken zu minimieren.

Tipp 1: Richten Sie eine starke Passwortrichtlinie und sichere Passwörter ein

In einem sicheren Active Directory ist eine starke Passwortrichtlinie von entscheidender Bedeutung, um die Konten der Benutzer vor unbefugtem Zugriff zu schützen.

Die Passwortverwaltung in einem AD sollte über dedizierte Gruppenrichtlinienobjekte gesteuert werden. Um eine möglichst hohe Effizienz und Flexibilität in Bezug auf Passwortsicherheit zu erlangen, empfiehlt es sich drei separate Gruppenrichtlinienobjekte für Passwortrichtlinien zu erstellen.

  1. Benutzer Passwortrichtlinie
  2. Administrator Passwortrichtlinie
  3. Service-Account Passwortrichtlinie

Diese Unterteilung hat den Vorteil, dass unter anderem unterschiedliche Passwortkomplexität, Passwortlängen und Passwortlaufzeiten konfiguriert werden können.

Facts & Figures

Neben allen anderen weiteren Verfahren ist die Passwortsicherheit immer noch die größte Schwachstelle. Laut einer Bitkom Studie (siehe Fast 30 Prozent nutzen für Online-Dienste dasselbe Passwort | Presseinformation | Bitkom e. V.) aus 2022 nutzen 30% aller Mitarbeiter dieselben Passwörter für Online-Dienste und Unternehmenskennwörter.

Tipp 2: Verwenden Sie das Least-Privilege-Prinzip

Mit dem Least-Privilege-Prinzip (Prinzip der geringsten Rechte) wird sichergestellt, dass ein Benutzer „nur“ die notwendigen Zugriffsrechte, die zur Ausführung seiner Arbeit notwendig sind, bekommt. Dies gilt sowohl für Benutzer- als auch für Service- und administrative Konten.

Durch die Umsetzung des Principle of Least Privilege (PoLP) kann unter anderem verhindert werden, dass unbefugte Zugriffe auf Systeme und Daten erfolgen. Ebenso ist sichergestellt, dass durch eingeschränkte Zugriffsrechte der Schaden, bei einem erfolgreichen Angriff begrenzt und somit auf das absolut mögliche Minimum beschränkt wird.    

Facts & Figures

Laut folgender Studie [BeyondTrust | Studie: 56 Prozent der kritischen…] ließen sich 2021 immerhin noch „56 Prozent der kritischen Microsoft-Sicherheitslücken durch die Aufhebung von Administratorrechten entschärfen“.

Tipp 3: Schützen Sie Ihren Domänen-Controller

Die Domänen-Controller sind die Herzstücke des Verzeichnisdienstes und benötigen daher besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich der Sicherheit. Die einschlägige Meinung in der Fachwelt ist: wenn Ihre Domänen-Controller-Server nicht sicher sind, ist niemand im Unternehmen sicher.

Daher gilt als wichtigste Grundlage zur Absicherung der Domänen-Controller, dass sie keinen direkten Zugang ins Internet haben und mindestens die Windows Firewall aktiviert und konfiguriert wurde. Die Windows Firewall sollte so eingestellt sein, dass nur der Datenverkehr erlaubt ist, der z.B. zur Authentifizierung benötigt wird. Außerdem wird die Angriffsfläche (Port-Nutzung) reduziert, indem der Domänen-Controller so wenig Services wie möglich anbietet.

Tipp 4: Etablieren Sie ein Audit für Active Directory Sicherheitsgruppen

Eine Einrichtung und Überwachung von AD-Sicherheitsgruppe(n) tragen dazu bei, potenzielle Sicherheitsverletzungen oder Fehlkonfigurationen zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren.

Das Überwachen der Active Directory Sicherheitsgruppen beinhaltet typischerweise Änderungen an Gruppenmitgliedschaften (Hinzufügen und/oder Entfernen von Benutzern), Änderungen an den Berechtigungen (Erfassung von Änderungen einer Sicherheitsgruppe), Erstellung und/oder Löschung neuer Sicherheitsgruppen, sowie die Aufzeichnung von Zugriffsversuchen, der Mitglieder dieser Gruppe. 

Durch das effektive Management von Zugriffsberechtigungen können potenzielle Sicherheitsrisiken minimiert und die Integrität Ihres Verzeichnisdienstes gewährleistet werden.

Tipp 5: Schützen Sie Ihr Netzwerk mit regelmäßigen Security-Scans

Durch regelmäßige Updates und Patches können potenzielle Sicherheitslücken geschlossen werden, die von Cyberangriffe werden immer ausgeklügelter und raffinierter, daher ist es unerlässlich, dass Sie Ihr Netzwerk effektiv gegen solche Bedrohungen absichern.  Um die Sicherheit langfristig im Unternehmen zu gewährleisten, sind Security-Scans in regelmäßigen Abständen unabdingbar. Es handelt sich um eine proaktive Maßnahme, die Sicherheitsrisiken minimiert und potenziellen Angriffen vorbeugen kann.

Security-Scans zeigen Schwachstellen, Sicherheitslücken und etwaige Konfigurationsfehler in Systemen, Anwendungen und/oder Diensten auf. Um das bestmögliche Ergebnis zu erhalten, empfiehlt es sich mehrere unterschiedliche Security-Scans durchzuführen. Es gibt unter anderem Netzwerk-, Anwendungs- und/oder Infrastruktur-seitige Scans. Nach der Durchführung der jeweiligen Scans sollte eine Priorisierung sowie eine zeitnahe Behebung der Findings stattfinden. Insgesamt tragen regelmäßige Security-Scans dazu bei, die Sicherheit in Unternehmen zu erhöhen und potenzielle Risiken und Schwachstellen zu minimieren.

Tipp 6: Führen Sie regelmäßige Backups und Snapshots durch

Regelmäßige Backups und Snapshots sind von hoher unternehmerischer Wichtigkeit. Im Falle von Datenverlust, Systemausfällen oder Cyberangriffen dienen sie dazu, eine zuverlässige Wiederherstellung zu gewährleisten. Nach erfolgreichem Backup prüfen die IT-Abteilungen selten, ob die Wiederherstellung der Sicherung auch korrekt ausgeführt wurde, d.h. der Restore-Test erhält am wenigsten Aufmerksamkeit. Solch ein Test hilft jedoch sicherzustellen, ob im Ernstfall, die gesicherten Daten tatsächlich korrekt wiederhergestellt werden können. Snapshots dienen dazu, einen exakten Zustand von z.B. Dateien, Anwendungen oder virtuellen Maschinen zu erfassen. Zum Beispiel können dadurch virtuelle Maschinen auf einen bestimmten Zeitpunkt zurückgesetzt werden, ohne auf (umfassende) Backups zurückgreifen zu müssen.

Tipp 7: Unterteilen Sie Systeme und Dienste in Ihrem AD in Tier-Gruppen

Systeme und Dienste im Windows Active Directory sollten grundsätzlich in sogenannte Tiers unterteilt werden. Hierbei unterscheidet man in der Regel zwischen Tier-0, Tier-1 und Tier-2.

Die Kategorisierung in Tier-0 dient der Sicherung von besonders schützenswerten Systemen und Diensten (bspw. Domain-Controllern, Virtualisierungs-Hosts und Backup-Servern). Tier-1 Systeme beinhalten weitere Serversysteme, wie z.B. Dateiserver. In Tier-2 werden normale Arbeitsstationen kategorisiert.

Benutzerkonten, die über Berechtigungen für Tier-0 Systeme verfügen (bspw. Domänen Admins), sollten nicht auf Tier-1 oder Tier-2 Systemen verwendet werden. Somit kann bei einer Kompromittierung eines dieser Systeme verhindert werden, dass der Zugriff auf Tier-0 Systeme erweitert wird. Dies gilt ebenso für Benutzerkonten mit Zugriffsrechten auf Tier-1 Systemen, welche nicht auf Tier-2 Systeme verwendet werden sollten.

Es ist wichtig, dass Sie Ihren Benutzern klare Sicherheitsrichtlinien kommunizieren und sicherstellen, dass sie verantwortungsvoll handeln. Sensibilisieren Sie Ihre Benutzer für Phishing-Angriffe und andere gängige Methoden von Cyberkriminellen, um Zugriff auf Ihr Netzwerk zu erlangen. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig und stellen Sie sicher, dass jeder über die neuesten Sicherheitspraktiken informiert ist.

Es ist ratsam, eine strikte Richtlinie für die Vergabe von Berechtigungen zu implementieren und sicherzustellen, dass diese Richtlinie stets eingehalten wird.

Sicherheitslücken im Active Directory durch Mitarbeiter

Sicherheitslücken im Active Directory – Was kann passieren?

Wenn das Active Directory unter Windows Sicherheitslücken aufweist, kann dies schwerwiegende Folgen für ein Unternehmen haben. Das AD ist das Herzstück der meisten Unternehmensnetzwerke und verwaltet Benutzerkonten, Zugriffsrechte und viele andere Aspekte der IT-Infrastruktur. Daher können Sicherheitslücken in Active Directory Cyberkriminellen Tür und Tor öffnen.

  1. Unautorisierte Zugriffe: Wenn ein Angreifer eine Sicherheitslücke im Active Directory ausnutzt, kann er möglicherweise Zugriff auf Benutzerkonten und sensible Daten erlangen. Dies kann zu Datenverlust, Datendiebstahl und anderen Formen von Datenmissbrauch führen.
  2. Verbreitung von Malware: Sicherheitslücken können es Angreifern auch ermöglichen, Malware wie zum Beispiel Ransomware im Netzwerk zu verbreiten. Dies kann zu weiteren Sicherheitsverletzungen führen und die Funktionalität des Netzwerks beeinträchtigen.
  3. Störung des Betriebs: Ein erfolgreicher Angriff auf das Active Directory kann dazu führen, dass wichtige Dienste und Anwendungen nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren. Dies kann zu erheblichen Betriebsstörungen und Produktivitätsverlusten führen.
  4. Reputationsschaden: Ein Sicherheitsvorfall kann auch erheblichen Schaden für den Ruf eines Unternehmens verursachen. Kunden und Partner könnten das Vertrauen in die Fähigkeit des Unternehmens verlieren, ihre Daten zu schützen.
  5. Finanzielle Verluste: Neben den direkten Kosten für die Behebung der Sicherheitslücke und die Wiederherstellung des normalen Betriebs können Unternehmen auch mit erheblichen finanziellen Verlusten durch Betriebsunterbrechungen, Datenverlust und mögliche rechtliche Konsequenzen konfrontiert sein.

Dieser nicht abschließenden Risikobetrachtung zufolge ist es von größter Bedeutung, dass Unternehmen die Sicherheit ihres Windows Active Directory ernst nehmen und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um Sicherheitslücken zu vermeiden und schnell zu beheben.

IT-Teams in Unternehmen sind oft mit der Gleichzeitigkeit von Digitalisierung, Sicherheit und Projekten überfordert. Benötigen Sie Unterstützung?

Reé Angenheister, CTO der BLUE Consult

Fazit von unserem Security-Experten

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Active Directory Security ein wichtiges Thema ist, das leider noch immer nicht bei allen Unternehmen im Fokus steht.

Haben Sie Fragen zu Active Directory-Sicherheit? Benötigen Sie Hilfe dabei, Active Directory-Sicherheit in Ihr bestehendes Cybersecurity-Programm einzubinden? Unser Fachexperte René Angenheister steht Ihnen zur Seite, um Sie zu beraten. Als CTO der BLUE Consult und mit seiner langjährigen Erfahrung sowie tiefgreifendem Fachwissen entwickelt er gemeinsam mit Ihnen die optimale Lösung, um den Herausforderungen der wachsenden Cyberkriminalität gewachsen zu sein.